Ein Haus ohne Heizung

Ein architektonisches Konzept als Gegenmodell zur technikzentrierten Bauweise findet seinen Weg aus der Schweiz ins Sauerland.

Obergeschosse mit doppeltem Ziegelmauerwerk (Foto: Jens Vestweber)

Ziel ist bei diesem Gebäudekonzept, eine Wohlfühltemperatur von 22 °C bis 26 °C bei gleichzeitig hoher Luftqualität ganzjährig in allen Räumen ohne den Einsatz von Heiztechnik zu erreichen. Durch Material, Volumen und Raum sorgt der Baukörper für eine hohe Speicherfähigkeit, die als Puffer und Wärmebatterie zu einem ausgewogenen Raumklima führt. Aufwendige Heiz- und Klimatechnik kann so durch das Gebäude selbst als Energiespeicher ersetzt werden.

Ein Ansatz, der einen privaten Bauherrn aus der Heizungsbranche so sehr überzeugte, dass er sich mit viel Engagement und Pioniergeist intensiv mit der Planung auseinandersetzte. Mit dem Ziegelwerk Lücking fand er den idealen Partner für die Umsetzung.

Die Nachhaltigkeit spielte bei der Entscheidung des Bauherrn eine wesentliche Rolle: „Die Idee, beim Neubau ganz auf die Heiz- und Klimatechnik zu verzichten, hat mich aus ökologischen, aber auch ökonomischen Gründen elektrisiert. Neben den hohen Anschaffungs- und Installationskosten hat auch der Wegfall der erheblichen Wartungskosten von Heiz- und Klimatechnik zu dieser Entscheidung beigetragen“.

Masse mit Klasse

„Dieses Wohnhaus ist ganz anders gebaut“, so Herr Schauerte, der Bauherr. Keine der drei Geschosse sind mit Heizgeräten oder einer Klimaanlage ausgestattet. Stattdessen regelt die massive Baumasse – bestehend aus 78 cm dickem Ziegelmauerwerk aus zwei Schalen inkl. Putz und Geschossdecken aus Beton – die Temperatur in den Wohnräumen.

So entsteht derzeit in Mailar im Sauerland ein zukunftsweisendes Wohnhaus mit einer Nutzfläche von 415,0 m² auf einer Bodengrundfläche von 134,3 m².

Die Ausrichtung des Gebäudes und die Anordnung der Räume richten sich nach den äußeren Wärmeeinträgen. Für die Außenwände wurde eine monolithische Ziegelwand zweischalig versetzt mit Mörtelfuge gemauert. Außen sorgt ein rein keramischer Lücking Planziegel W8 für maximale Wärmedämmung ohne Zusatzdämmung, innen ein schwerer T16 für hohe Speichermasse. Im Verbund kann bei einem U-Wert von 0,15 W/m²k die Speichereigenschaft der Massen optimal genutzt und eine Temperatur von 22 °C bis 26 °C ganzjährig gewährleistet werden. Die „Wärmeerzeugung“ erfolgt ausschließlich durch solare Einträge und Abwärme der Bewohner und Haushaltsgeräte. Optimierte Wärmebrückendetails reduzieren die Wärmeverluste.

Der Strombedarf wird durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach gedeckt und dient als mögliches Backup zur Wärmeerzeugung. Die Warmwasserversorgung erfolgt über Solarthermie mit Pufferspeichern auf Salzhydratbasis. Schmale, wandhohe und bodentiefe Fenster ermöglichen eine gute Belichtung und Belüftung ohne übermäßigen Wärmeeintrag. Hohe Räume mit einer lichten Höhe von 3 m tragen zu einer angenehmen Luftqualität und einem verbesserten Luftaustausch bei. Sensoren für CO₂ und Feuchtigkeit steuern automatisch die Lüftung über Fensterflügel.

Dieses Projekt zeigt, wie nachhaltig das Bauen mit Ziegel sein kann. Die Kombination von Lücking Planziegeln ist hier ideal. Auch die Verwendung der Lücking Stampflehm-Fertigwände und Lücking Lehmsteine, als besonders ökologische Variante, für Innenschale oder Innenwand ist denkbar.